Heveller - Das Magazin für den Norden von Potsdam

Fragen an die OB-Kandidaten zur Wahl am 19. September 2010

 

1.Welche Bedeutung messen Sie den (neuen) Ortsteilen im Norden der Landeshauptstadt (Groß Glienicke, Neu Fahrland, Fahrland, Satzkorn, Marquardt, Uetz-Paaren, Grube) zu?

Im Rathaus werden die neuen Ortsteile noch immer als lästiges Anhängsel behandelt. Dabei wirft der starke Zuzug nach Potsdam viele Probleme auf, die ohne die neuen Ortsteile gar nicht gelöst werden können. Für vieles, was gebraucht wird, wird der Platz langsam wirklich knapp. Ich nenne mal ein Beispiel. In Potsdam werden dringend Wohnungen für Studenten benötigt. Inzwischen studieren viele in Potsdam, wohnen aber in Berlin. Warum soll nicht ein zweites Studentendorf mit günstigen Mieten in einem der neuen Ortsteile gebaut werden? Dann wird auch die Verkehrsanbindung verbessert und die Versorgungseinrichtungen vor Ort profitieren davon. Ich bin ganz sicher, dass es geeignete Flächen dafür gibt.

2.Wird Ihrer Meinung nach genug für eine harmonische Entwicklung der Ortsteile im Rahmen der Landeshauptstadt getan?

Ich halte eigentlich nichts davon, dass die neuen Ortsteile den Potsdamer Entwicklungen angepasst werden. Die meisten Ortsteile haben doch eine eigene Geschichte als selbstständige Kommune und sollten selbstbewusster auf ihre Stärken setzen. Dazu müssen sie in ihren eigenen Angelegenheiten mehr Entscheidungsfreiheit bekommen. Stattdessen verbraucht die Verwaltung viel Energie, um den Ortsbeiräten zu erklären, dass sie nach der Zwangseingemeindung nicht mehr die Rechte einer Gemeindevertretung haben. Ich wäre als Oberbürgermeister froh, wenn sich Leute vor Ort engagieren und ihre kompetente Sicht der Dinge einbringen. Warum soll im Potsdamer Rathaus denn ein Angestellter, der womöglich noch in Berlin wohnt, entscheiden, wo in den Ortsteilen Papierkörbe und Bänke aufgestellt werden?

3.In den Ortsteilen herrscht immer noch die Meinung vor, ihre eigenen Interessen gingen bei der Übermacht der kulturhistorisch und politisch bedeutenden Landeshauptstadt verloren. Wie wollen Sie den Skeptikern dieses Gefühl nehmen?

Die Leute haben doch Recht. Letztlich wird für Prestigebauten in der Potsdamer Mitte seit Jahren sehr viel Geld ausgegeben. Dafür könnte man viel in den neuen Ortsteilen machen. Auch dort gibt es wichtige Gebäude mit wertvoller Bausubstanz, die eine Sanierung gut gebrauchen könnten. Mit diesem Problem stehen Groß Glienicke, Neu Fahrland, Fahrland, Satzkorn, Marquardt, Uetz-Paaren, Grube aber nicht allein. Auch Drewitz oder das Kirchsteigfeld haben Probleme, die nicht gelöst werden, weil die Stadtverwaltung sich vorrangig um Stadtschloss und Garnisonkirche kümmert.

4.Welche spezifischen Themen sehen Sie, bei denen die Ortsteile anders behandelt werden sollten als die Innenstadt?

Man darf gerade in kleineren Ortsteilen nicht immer zuerst fragen, ob sich etwas rechnet. Es mag ja sein, dass es viel Aufwand macht, die Potsdamer Telefonvorwahl für Grube einzuführen, eine Schule mit weniger Schülern zu betreiben oder überall gute Internetverbindungen zu schaffen. Aber es muss gemacht werden, wenn man kleine Strukturen erhalten will. Immerhin hat der jetzige Oberbürgermeister ja für die Zwangseingemeindung geworben.

5.Mit welchen Argumenten wollen Sie Wähler aus den Ortsteilen für sich (und Ihre Partei) gewinnen?

Die Andere setzt sich seit Jahren dafür ein, dass der Bürgerhaushalt nicht nur eine lose Ansammlung von Wünschen ist. Stattdessen soll die Bevölkerung selbst direkt über einen Teil des städtischen Budgets entscheiden können.
Als ersten Schritt wollen wir Quartiersfonds schaffen, über deren Verwendung die Menschen in den Ortsteilen entscheiden können.

Wir möchten einen weiteren Jugendklub für nicht-rechte Jugendliche in den neuen Ortsteilen, freie Seeufer und gute Verkehrsanbindungen möglichst zum Nulltarif. Aber so ähnliche Dinge werden Ihnen ja die anderen Parteien auch vor der Wahl versprechen. Ich bin sehr gespannt, ob Sie sich bei der Wahl noch daran erinnern, welchen Parteien wir die Zwangseingemeindungen zu verdanken haben.

 

 

Antworten bitte bis zum 16. August 2010 an die Redaktion der HEVELLER, Zeichenzahl max. 3800 (ohne Fragen).

Bitte mögliche Termine für Wahlkampfauftritte, die bis 20. August stattfinden, im Verbreitungsgebiet des HEVELLER (Ortsteile von Groß Glienicke bis Grube, nicht Eiche und Golm) bekanntgeben. Wir würden ein Foto davon ins Interview stellen. Wenn die Gelegenheit nicht besteht, dann bitte mit den Antworten ein Foto schicken.
Auftritte im September bis zum Wahltag können noch als Ankündigung mit erscheinen.